KINDERWORTE Eingewöhnung
Liebe Mama,
weißt du, warum ich so doll weine……
Mädchen/Junge weint beim Abschied von seiner Mutter/Vater.
Beim Abschied in der Betreuungseinrichtung fließen sehr oft Tränen, insbesondere in der Eingewöhnungszeit.
Liebe Mama,
wenn du mich morgens in der Betreuungseinrichtung, abgibst, weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Sofort schießen mir die Tränen in die Augen. Ich fühle mich verloren und allein. Hast du mich denn plötzlich gar nicht mehr lieb??? Was hab ich gemacht? Wieso willst du mich plötzlich jeden Tag hier abgeben und allein zurückassen? Ich verstehe einfach nicht, warum ich nicht mehr zu Hause bleiben darf. Hier kenne ich doch alles. Kuschlig und warm in deinen Armen. Zu Hause bist nicht nur doch mein Lieblingsmensch. Und ich hab dich doch lieb. Dort sind auch all meine Spielzeuge, an denen ich so hänge. Ich kenne mich aus, weiß, wo alles ist, ich fühle mich dort sicher und geborgen.
Du hast mir zwar immer erklärt, dass du jetzt wieder arbeiten musst. Aber so richtig verstehe ich nicht, was damit gemeint ist. Schließlich sagst du mir doch auch immer, dass ich das Allerwichtigste in deinem Leben bin. Trotzdem ist es gut, dass du mich wissen lässt, dass du mich immer wieder abholst und ganz in der Nähe bist.
Ein bisschen neugierig bin ich ja schließlich schon. Auf all die bunten Spielzeuge und anderen Kinder. Aber so richtig traue ich dem Braten noch nicht. Gib mir etwas Zeit. Bitte!
Habe auch Geduld, wenn du mich morgens in die Betreuungseinrichtung bringst und ich mich mit allen Kräften wehre. Ich kann dir noch nicht genau sagen, wie lange ich dafür brauche, mich hier in der Betreuungseinrichtung einzugewöhnen. Wenn du mir etwas Zeit lässt, mich nicht drängst, hilfst du mir wirklich sehr. Bleib ruhig und entspannt, dann bin ich es auch. So werde ich sicherlich irgendwann gerne hier bleiben.
Die eine tagesmutter/Erzieherin ist nur für mich da. Sie ist sehr lieb, aber nicht aufdringlich. Das mag ich. Manchmal traue ich mich sogar schon, mich auf ihren Schoß zu setzen. Dann liest sie mir ein Buch vor, das kann sie sehr gut. Auch Ballspielen kann sie gut. Meine Bezugserzieherin möchte mit mir und auch mit dir, Mama, eine Beziehung aufbauen. Damit es uns beiden hier gut gefällt. Das spüre ich. Doch auch das braucht Zeit.
Bitte bleibe die ersten Tage noch bei mir im Gruppenraum. Ich schaue einfach ab und zu dir rüber. Zwar kümmert sich jetzt die Erzieherin um mich und die anderen Kinder, aber das gibt mir Sicherheit. Schließlich sind da all diese neuen Dinge, Menschen und Abläufe. Es gibt so viel Neues zu lernen, mein ganzer Tagesablauf ändert sich jetzt. Und bald, wenn ich die Kinder, Erzieher, Räume und Spielzeuge schon besser kennengelernt habe, ist es auch okay, wenn du mal eine kurze Zeit vor die Tür gehst. Am besten lässt du deine Sachen hier liegen, damit ich weiß, dass du gleich wiederkommst. Aber sag mir bitte Bescheid, bevor du mal kurz hinausgehst.
Weil ich spüre, dass dir das alles auch nahe geht, möchte ich, dass du weißt: Auch wenn ich mit der Erzieherin kuschle und spiele, habe ich dich am allerdollsten lieb. Du bist die Beste und dich kann natürlich keiner ersetzen Mama. Mit dir schmuse ich am liebsten. Und später, wenn wir wieder zu Hause sind, brauche ich ganz viel Ruhe und Kuschelzeit mit dir. Denn so ein Tag ist auch wenn es zu Anfang nur ein paar Stunden sind ganz schön anstrengend für mich.
Wenn ich mich von den Erziehern trösten lasse. Wenn ich den Tagesablauf genau kenne. Wenn ich mit den anderen Kindern spiele. Und wenn ich kein Problem damit habe, richtig aus mir heraus zu kommen – ja, dann bin ich richtig angekommen. Dann kannst du auch gerne ohne schlechtes Bauchgefühl gehen. Ich bleibe immer dein. Und du mein.
In Liebe,
Dein Kind